VORRÖMISCHES ZEITALTER
Die große Nekropolis Necropoli delle Acciaierie, die Ende des 19. Jahrhunderts beim Bau der Stahlwerke Terni entdeckt wurde, bezeugt, dass das Tal um die Berge Monti Martani bereits in der Eisen- und Bronzezeit ein dicht besiedeltes Gebiet war. Die Nekropolis ist riesig und erstreckt sich über etwa drei Kilometer, wodurch sie mit der Nekropolis von S. Pietro in Campo (6. Jahrhundert), wo sich das Grab des Kriegers befindet, verbunden ist.
Wie in anderen Gegenden der Region war Terni bereits vor der Ankunft der Römer zwischen dem 4. und dem 3. Jahrhundert v. Chr. ein Vorposten der umbrischen Zivilisation. Die Siedlung Interamnia Nahars, die um 672 v. Chr. dort gegründet wurde, wo die Stadt heute steht, muss eine der größten und am besten strukturierten Siedlungen gewesen sein. Dieser Siedlung entstammt der Name des Hauptflusses des Gebietes, Nera, der mitten durch Terni fließt. Die Naharki, ein Volk aus Hirten und Kriegern mit einer eigenen Identität, die diese Gebiete besetzten, haben die große Nekropolis geschaffen.
RÖMISCHES ZEITALTER
Die ersten umbrischen Städte, die erobert und romanisiert wurden, waren jene entlang der Via Flaminia, einer der wichtigsten Verkehrswege Mittelitaliens, die Rom mit dem Adriatischen Meer verband. Sie durchquerte das Herz der Gemeinde Terni und bildete den Cardo maximus, der den Decumanus maximus auf der Höhe der heutigen Piazza della Repubblica überquerte. Interamnia Nahars war eine der ersten, die unterlag, und wurde bis 90 v. Chr. Statio genannt, als mit der Lex Julia, einem Gesetz, das allen italischen Völkern die römische Staatsbürgerschaft verlieh, die Siedlung zu einem echten Municipium wurde. Die Spuren der römischen Zivilisation in Terni sind noch heute in den Überresten der Stadtmauer, im Amphitheater Fausto und in der Kirche Chiesa di S. Salvatore zu sehen, die auf den Fundamenten eines Domus errichtet wurde. An der Mühle Mulino Secci, am Ufer des Flusses Nera, wurde eine Säule gefunden, die wahrscheinlich Teil eines Tempels war, der einigen Flussgöttern gewidmet war. Aus Angst vor einem Volksaufstand wurde am 14. Februar 273 Valentino da Terni ebenfalls in der via Flaminia enthauptet. Auf Befehl des Kaisers Aurelian wurde der Bischof hingerichtet, weil er die Ehe zwischen der christlichen Serapia und dem heidnischen Legionär Sabino amtiert hatte. Ihre Krankheit und die unkontrollierbare Liebe der beiden führten Valentino dazu, den Ritus einfach zu feiern. Der Tod erwischte sie zusammen, vereint für die Ewigkeit, wie sie es sich erhofft hatten, während sie den Segen erhielten. Kurz darauf erwischte der Tod auch den Kirchendiener, der von diesem Tag an Liebhaber aus aller Welt beschützt.
MITTELALTER UND ZEITALTER DER KOMUNEN
Nach dem Untergang des Römischen Reiches in Terni ereilte die Stadt dasselbe Schicksal wie alle anderen Gebiete Mittelitaliens: Zuerst erfolgte die Invasionen der Goten, insbesondere die Verwüstung durch die Armeen von Totila und Narsete im 6. Jahrhundert, dann die longobardische Herrschaft und die bitteren Kriege mit den Byzantinern, im ständigen Kampf um die Schaffung von Platz für den Korridor, der Rom mit dem Exarchat von Ravenna entlang der Via Amerina verband. In dieser Zeit entstanden die mächtigen Festungen und Befestigungssysteme, die das Gebiet umgeben und die Berge um Terni herum überragen. 742 fand in der Stadt ein wichtiges Treffen der Geschichte Italiens statt: Papst Zaccaria traf den Langobardenkönig Liutprando, der Mittelitalien mit seiner Armee durchquert hatte, um die Ordnung unter seinen Herzögen wiederherzustellen. Liutprando gab einige strategische Gebiete an den Papst zurück, der im Gegenzug die römische Miliz – offiziell unter der Kontrolle des evaneszenten byzantinischen Kaisers Artavasde, der für den Thron von Konstantinopel kämpfte – für die Eroberung des Herzogtums Spoleto zur Verfügung stellte. Nach der Schenkung des Schlosses von Sutri durch Liutprando an Papst Gregor II. war das Treffen in Terni das wichtigste Ereignis, das den Grundstein für den Bau des Kirchenstaates legte, der bis ins 19. Jahrhundert politischer Hauptakteur der italienischen Geschichte war.
Immer noch unter päpstlichem Einfluss, wurde Terni zu einer der frühesten Gemeinden. Im 9. Jahrhundert gewährte Papst Benedikt III. der Stadt Autonomie und zog die ersten Grenzen im Gebiet. Mit Friedrich Barbarossa zuerst und Friedrich II. später, gelangte Terni unter den kaiserlichen Einfluss und bleibt dies in wechselnden Abschnitten bis zum Feldzug des Kardinals „Oberst“ Albornoz, der die Stadt nach der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts wieder unter die päpstliche Herrschaft stellte.
Die Via Flaminia wurde lange Zeit vom Hl. Franziskus besucht, der sich mehrmals in Terni aufhielt. In der Stadt finden sich die Spuren des armen Mannes vorwiegend in der Kirche Chiesa di S. Cristoforo, wo er einer Legende zufolge im Haus des Pfarrers aufgenommen wurde und zwei Wunder erlebte, und natürlich in der Kirche Chiesa di S. Francesco, die Ende des 13. Jahrhunderts an der Stelle gebaut wurde, an dem Franziskus lebte, nachdem er gepredigt 1218 in der Stadt gepredigt hatte.
RENAISSANCE UND MODERNE
Der große politische Einfluss des Kirchenstaates hat in Terni eine Entwicklung von Herrschaften unmöglich gemacht. Der deutliche Abdruck, den Kardinal Albornoz 1357 mit den Costitutiones Aegidianae hinterließ, glich die Macht des Adels und die des Volkes aneinander an und ließ keine der beiden Fraktionen über die andere dominieren. Zu diesem Zweck gründete der spanische Kardinal das bewaffnete Corps de Banderari, das sich aus Vertretern der Mittelschicht – Handwerkern und Kaufleuten – zusammensetzte, die die Aufgabe hatten, die Bürgermeister und Vorsteher – hauptsächlich Adlige – zu verteidigen und eine diskrete Entscheidungsbefugnis innerhalb der Stadtverwaltungen hatten. Aber allmählich übernahmen die Adligen die Privilegien der Banderari, die 1564 eine blutige Revolte organisierten und mit der Donnerbüchse in der Hand in den Häusern der einflussreichsten Adelsbürger stürmten, ohne jemanden zu verschonen, nicht einmal Frauen und Kinder. Papst Pius IV. verstand den Ernst der Lage und unterstellte die Stadt einer kommissarischen Verwaltung und sandte einen Verbündeten, um zu regieren und die Täter zu verfolgen. Die Rache war pietätlos: Die abgetrennten Köpfe eines Großteils der Banderari – auch derjenigen, die nicht an der Verschwörung beteiligt waren – wurden ein Jahr lang über der Tür des Palazzo del Governatore aufgehängt.
Nach dem Aufstieg der Macht ließen die Adligen dem Prunk des Luxus und der Weltlichkeit freien Lauf, um ihr eigenes Bild über das der anderen zu stellen. In dieser Zeit wurden Künstler wie Vignola, Fontana, Rainaldi, Karel van Mander und Antonio da Sangallo der Jüngere in die Stadt gerufen. Letzterer, der in Terni unter mysteriösen Umständen zu Tode kam, war der Architekt eines der schönsten Paläste der Stadt, des Palazzo Spada, der bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts der Adelsfamilie von Terni gehörte und heute Sitz von Büros und des Stadtrates ist. Im 15. Jahrhundert ist auch die Anwesenheit von Benozzo Gozzoli in der Stadt dokumentiert und in dieser Zeit malte Piermatteo d’Amelia sein Meisterwerk für die Kirche Chiesa di S. Franzsesco, das Altarbild der Franziskaner, das heute in der Städtischen Kunstgalerie ausgestellt ist.
Die komissarische Verwaltung der Stadt und die Hexenjagd nach dem Aufstand der Banderari läutete eine lange Zeit des wirtschaftlichen und sozialen Niedergangs, erschwert durch einige Choleraepidemien, die sich im nächsten Jahrhundert ausbreiteten, ein. In diesem Zeitraum verbreitete sich der Valentinskult. Papst Paul V. begann die Suche nach dem Grabmal des Heiligen, der 1605 exhumiert wurde. Um die Entdeckung der Überreste zu feiern, wurde mit der Restaurierung begonnen und die alte Basilika, die nach dem Tod des Märtyrers im 4. Jahrhundert über dem Grab errichtet wurde, restauriert.
DAS 20. JAHRHUNDERT
«Al silenzio delle vostre campane succederà il rumore dei telai ed il fischio del vapore. Ai cadenti casolari sostituirà con la speculazione solidi ed ampi edifici; all’ozio mantenuto dei conventi succederà il lavoro, poiché quell’acqua che scende limpida e meravigliosa per le cime delle vostre montagne, feconderà la vostra industria»
So sprach beim Aufkeimen der Vereinigung Italiens Gioacchino Napoleone Pepoli, außerordentlicher Kommissar für die Provinzen Umbriens, zu den Einwohner Ternis und prophezeite die Zukunft, die der Stadt bevorstand. Aufgrund einer Kombination verschiedener politischer und geographischer Faktoren, wurde Terni im Laufe von 30 Jahren zu einem der wichtigsten Industriestandorte Italiens. Aus diesem Grund gründete die monarchische Regierung 1875 die königliche Waffenfabrik, die heute dank des Waffenmuseums besichtigt werden kann. Die Änderungen in der Stadt durch die Industrie waren heftig: Am Ende des 19. Jahrhunderts waren in den Stahlwerken, Gießereien, Werkstätten und Chemiefabriken 11.000 Menschen beschäftigt, die Bevölkerung verdoppelte sich in 10 Jahren. Heute wurden einige dieser imposanten Gebäude wieder instandgesetzt und aufgewertet. Neben dem Waffenmuseum ist auch die Fabrik für Carbid und Calciumcyanamid im Ort Papigno ein Beispiel dafür. Die Fabrik, die 1901 erstmals die industrielle Produktion von landwirtschaftlichem Dünger aus Calciumcyanamid aufnahm, wurde 1973 geschlossen. Die verfallenen Gebäude wurden als Drehort für zahlreiche Kinofilme genutzt, darunter auch La vita è bella von Roberto Benigni Die mächtigen Fabriksgebäude der ehemaligen Mechanikwerkstätten Bosco, die 1890 errichtet wurden, beherbergen nach ihrer Restaurierung heute Ausstellungs- und Kongressräumlichkeiten.
Jahrelang hat die industrielle Strukturierung das Bild der Stadt geprägt und einen dunklen Schatten über die historischen und künstlerischen Wunderwerke gelegt. Und ausgerechnet aufgrund ihrer Rolle als wichtiger Produktionsstandort wurde die Stadt Terni während des Zweiten Weltkrieges durch über 100 Bombardierungen von den Aliierten fast dem Erdboden gleich gemacht. Seit dem Wiederaufbau ist Terni eine rundum erneuerte Stadt, die ihre alten „Schönheitsfehler“ in Flaggen der Moderne verwandeln konnten, die ein enormes historisches und technologisches Erbe enthalten.