Die Kirche San Michele Arcangelo erhebt sich auf der Piazza Silvestri, gegenüber der Kirche S. Silvestro (zum hl. Silvester).
Ihre Errichtung geht auf das Ende des 12. Jahrhunderts, genauer auf einige Jahre nach der Errichtung der gegenüberliegenden „Zwillingskirche“ S. Silvestro zurück. Auch sie wurde von den Meistern Binello und Rodolfo gebaut, was die Inschrift neben dem Tor beweist, und sie zeichnet sich durch die imposante Struktur und ihren Glockenturm aus.
Sie war die erste Kathedrale in Bevagna, aber auf Wunsch von Friedrich II. verlor sie 1248 ihren Titel und wurde außer Kraft gesetzt und zu einer Stiftskirche. Dank Papst Paulus V. erreichte sie gut vier Jahrhunderte wieder ihren Status als Kathedrale der Stadt. Im Jahr 1666 weihte der Bischof von Spoleto die neue Kirche ein.
Anhand der Struktur dieser Kirche kann man sich vorstellen, wie die Kirche S. Silvestro aussehen würde, wenn sie fertiggestellt und ihr Glockenturm errichtet worden wäre.
Dennoch hat die Kirche S. Silvestro trotz ihrer Unvollständigkeit ihr ursprüngliches Aussehen über die Jahre aufrecht erhalten. Die Kirche S. Michele Arcangelo wurde hingegen im Lauf der Zeit im Rahmen einiger Renovierungsarbeiten deutlich verändert, weshalb sie heute einen hauptsächlich barocken Stil aufweist. Außen sowie in der Mitte ragt eine große Rosette hervor, durch die die ursprüngliche Rosette ersetzt wurde. Letztere war kleiner und im Vergleich zur heutigen etwas tiefer positioniert.
Der Glockenturm, der auf das Ende des 12. Jahrhunderts zurückzuführen ist, nahm im obersten Bereich eine neue Form an und im Zuge der Renovierungsarbeiten wurden auch bereits zuvor für seine erste Errichtung verwendete Materialien eingesetzt.
Auch das Dach erfuhr auf Wunsch des Priors Bernardo Eroli Änderungen. Weiters wurden noch der Boden, die Kapitelle der Säulen, die mit Stuck überzogen und daher bei der Herstellung des Originalzustandes beschädigt wurden, die Treppe innen, über die das Presbyterium zu erreichen ist, und die Holzabdeckung mit geneigten oder schrägen Oberflächen Änderungen unterzogen.
Die Fassade der Kirche besteht genau gleich wie die Kirche S. Silvestro aus Travertinblöcken. Der obere Bereich setzt sich aus Pfriemen und dreibogigen Fenstern zusammen. Im unteren Bereich sind hingegen drei Tore zu sehen: zwei gleich große Tore an den Seiten, die symmetrisch in die Fassade eingearbeitet wurden, und ein Tor in der Mitte, das größer und mit einem Flachrelief aus Holz mit dem hl. Michael bei seinem Kampf gegen den Drachen, verziert ist. Deutlich zu erkennen sind die Abbildungen der Engel, die in die Kapitelle eingemeißelt sind; der Engel rechts wird unsterblich während er ein Kreuz und eine Schriftrolle nach oben hält, der Engel links bekämpft den Drachen mit einem Schwert.
Innen besteht die Kathedrale genau gleich wie die Kirche S. Silvestro aus drei Schiffen, die durch Säulen unterteilt sind, und aus einer unterirdischen Krypta, die sich unter dem erhöhten Presbyterium befindet. Auch die Krypta verfügt über dieselbe Form wie das darüber liegende Gebäude und besteht damit aus drei Schiffen, wobei das Hauptschiff durch weitere sechs schmale Säulen unterteilt ist, die 12 kreuzförmige Bögen entstehen lassen.
In der Kirche wird ein „Kruzifix“ von Francesco Providoni, mit Bildern der Madonna, von Maria Magdalena und vom hl. Johannes verwahrt, einige Fresken von Andrea Camassei und eine Silberstatue des hl. Vinzenz Peter Ramoser (1785).