{"id":3234,"date":"2018-11-23T11:59:25","date_gmt":"2018-11-23T10:59:25","guid":{"rendered":"https:\/\/www.exploring-umbria.com\/basilica-s-maria-degli-angeli-in-porziuncola\/"},"modified":"2019-12-23T17:09:37","modified_gmt":"2019-12-23T16:09:37","slug":"basilica-santa-maria-degli-angeli-in-porziuncolabasilika-zu-unserer-lieben-frau-von-den-engeln","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/www.exploring-umbria.com\/de\/entdecke-assisi\/sehenswuerdigkeiten-in-assisi\/basilica-santa-maria-degli-angeli-in-porziuncolabasilika-zu-unserer-lieben-frau-von-den-engeln\/","title":{"rendered":"Basilika zu unserer lieben frau von den engeln"},"content":{"rendered":"
Die kleine Kapelle Cappella di S. Maria degli Angeli alla Porziuncola<\/strong>, die im Inneren der Basilika noch zur G\u00e4nze erhalten ist, wurde der Tradition zufolge von vier Heimkehrern des Heiligen Krieges in der waldigen Ebene unterhalb Assisis, die als Cerretto della Porziuncola bezeichnet wird, errichtet. Sie brachten ein Teil des Grabsteins der Madonna mit in die Heimat.<\/p>\n Dort schien der starke Wind, der jede Wolke vom Himmel sowie durch das Laub der Bl\u00e4tter blies, an bestimmten Herbsttagen dem Gesang der Engel \u00e4hnlich. Die Kapelle wurde seit dem 10. Jahrhundert von den Benediktinerm\u00f6nchen des Klosters S. Benedetto al Subasio verwaltet. Wahrscheinlich w\u00e4re dieser Ort vollkommen in Vergessenheit geraten, wenn die Wege von Franziskus und Klara<\/strong> nicht dorthin gef\u00fchrt h\u00e4tten. Dank ihnen finden wir die Porziuncola<\/strong> heute intakt vor, wie etwa vor gut 1.000 Jahren. Aber anstelle des l\u00e4rmenden Dickichts befindet sich hier heute eine gro\u00dfe Basilika, die zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert errichtet wurde und die Kapelle wie eine f\u00fcrsorgliche Mutter umh\u00fcllt und sch\u00fctzt. Durch diesen Anblick im Inneren des Geb\u00e4udes erscheint die Kapelle noch kleiner, fast unglaublich klein.<\/p>\n Die Kirche wurde von den oben erw\u00e4hnten Benediktinerm\u00f6nchen dem armen Heiligen geschenkt, um hier den Hauptsitz des gegr\u00fcndeten Franziskanerordens zu errichten. Als Franziskus zum ersten Mal hierher kam, war die Kirche verwahrlost und seiner Heiligenlegende zufolge widmete er das dritte Jahr nach seiner Bekehrung ausschlie\u00dflich der Renovierung der kleinen Kapelle. Genau hier erkannte er beim Lesen des Evangeliums, dass seine Mission jedoch nicht das Restaurieren von verfallenen religi\u00f6sen Geb\u00e4uden war, sondern der Wiederaufbau und die Predigt des ganzen Reiches Gottes, indem er in Armut, Bu\u00dfe und Einfachheit lebte. Von hier ging Franziskus mit seinen Mitbr\u00fcdern aus, um seine Nachricht in ganz Italien zu verbreiten, und hierher kehrten sie immer wieder zur\u00fcck. Eines Nachts im Jahr 1211 klopfte die verzweifelte und ver\u00e4ngstigte Chiara d\u2019Offreduccio, die von zu Hause und von ihrer aristokratischen Familie gefl\u00fcchtet war, an die T\u00fcren von Porciuncola. Einige Tage sp\u00e4ter legte sie in dieser Kapelle das Ordensgel\u00fcbde ab und versprach ihre Bu\u00dfe, um sich Gott hinzugeben und ihre spirituelle Reise zu beginnen, die sie zur Gr\u00fcndung des weiblichen Franziskanerordens, der Klarissen, f\u00fchrte und sie zur wichtigsten Heiligen der Stadt machte.<\/p>\n In der Porziuncola wurde im Jahr 1216 zum ersten Mal der \u201ePerdono di Assisi\u201d (\u201eVergebung Assisis\u201c), ein Ritual zur vollst\u00e4ndigen Absolution, bei dem festgelegt wurde, dass all jene, die die Kirche mit einem aufrichtigen Gef\u00fchl der Reue betreten, nach der Beichte sofort von allen S\u00fcnden erl\u00f6st werden. Die Absolution wurde im Mittelalter in der katholischen Kirche h\u00e4ufig praktiziert, aber damals musste daf\u00fcr ein Obolus bezahlt werden. Dabei handelte es sich um eine Geldsumme, die sich nur Reiche leisten konnten, eine sehr lange Wallfahrt zu den wichtigsten Orten des Christentums wie etwa in die Heilige Stadt, oder spezielle Praktiken der Abt\u00f6tung, zum Beispiel Fasten oder das Schlafen auf einem Bett aus Brennnesseln. Franziskus gelang es diese au\u00dfergew\u00f6hnliche \u201eAusnahme\u201c durchzusetzen, indem er pers\u00f6nlich Papst Honorius III.<\/em> aufsuchte und ihn von der Heiligkeit seiner Bitte \u00fcberzeugte. Als er nach Assisi zur\u00fcckkehrte, verk\u00fcndete er von einer extra au\u00dfen an der Porziuncola montierten Kanzel die glorreichen Neuigkeiten vor tausenden Menschen. Der \u201ePerdono di Assisi<\/strong>\u201c wurde zu einer umstrittenen und innerhalb der Kirche im Laufe der Geschichte h\u00e4ufig diskutierten Praxis. Die Regel wurde \u00fcber die Zeit mehrmals ver\u00e4ndert. Zuerst wurde sie auf alle Franziskanerkirchen ausgeweitet, dann auf alle Pfarrkirchen, aber das Ritual wurde auf zwei Tage im Jahr beschr\u00e4nkt: 1. und 2. August. Im Jahr 1988 legte die Apostolische P\u00f6nitentiarie fest, dass im Inneren der Porziuncola die Absolution an jedem Tag des Jahres m\u00f6glich ist, und best\u00e4tigte damit ein weiteres Mal die au\u00dfergew\u00f6hnliche Bedeutung dieses Ortes f\u00fcr die Christenheit.<\/p>\n Im Inneren der Basilika, unweit von der Porziuncola, befindet sich der Ort, an den Franziskus gebracht werden wollte, um dort die letzten Augenblicke seines Lebens zu verbringen und den letzten Vers seines Sonnengesangs<\/em><\/a> zu schreiben: die Kapelle Capella del Transito<\/strong>. An diesem engen Ort, der von der Krankenstation des alten Klosters \u00fcbrigblieb, das f\u00fcr die Ordensbr\u00fcder errichtet wurde, wurde Franziskus bis zu seinem letzten Atemzug versorgt, bis er in der Nacht des 3. Oktober 1226 verstarb. In der Kapelle befinden sich einige Fresken eines Sch\u00fclers von Perugino<\/em>, der Spagna<\/strong><\/a> genannt wurde. Hinter dem steht sich eine wunderbare und bewegende Statue von Franziskus, die Andrea della Robbia<\/strong><\/a>, einer der bedeutendsten Keramikk\u00fcnstler der Renaissance, geschaffen hat. Au\u00dferdem ist im Inneren der Kapelle auch eine wichtige Reliquie des Heiligen zu finden: der Strick. Dabei handelt es sich um das Band, mit dem sich Franziskus seinen Habit in der Taille zusammenband.<\/p>\n Die Nachricht \u00fcber den Perdono d\u2019Assisi verbreitete sich in Italien und Europa sehr schnell, und bereits ab den direkt auf die Verk\u00fcndigung von Franziskus folgenden Tagen wurde die Porziuncola zu einem kontinuierlichen Pilgerziel. In der zweiten H\u00e4lfte des 16. Jahrhunderts war der Zustrom der Pilger derart stark, dass beschlossen wurde die Kirche zu vergr\u00f6\u00dfern und andere Beherbergungsbetriebe zu errichten. Nach dem Plan von Galeazzo Alessi<\/a> entstand die majest\u00e4tische Basilica di Santa Maria degli Angeli mit einer L\u00e4nge von 126 und einer Breite von 65 Metern, in der die hunderttausenden Pilgern, die jedes Jahr hierher kamen, Platz fanden. Das Projekt war derart anspruchsvoll, dass die Errichtung der Kirche mehr als ein Jahrhundert dauerte.<\/p>\n In Wahrheit k\u00f6nnen wir heute weit weniger als das originale Projekt des Architekten aus Perugia sehen. Das 19. Jahrhundert war f\u00fcr die Basilika ein sehr dunkles: Zuerst die Pl\u00fcnderungen durch das napoleonische Heer und danach das sehr schwere Erdbeben im Jahr 1832, wodurch das Geb\u00e4ude zu einem gro\u00dfen Teil zerst\u00f6rt wurde. Die von Alessi<\/em> geplante Kuppel st\u00fcrzte desastr\u00f6s \u00fcber der Porziuncola ein, die jedoch wie durch ein wunder intakt blieb. In den darauffolgenden Jahren wurde die Gestalt der Kirche durch Restaurierungsarbeiten deutlich ver\u00e4ndert. Die Fassade, die mit der typischen Madonnenstatue aus vergoldeter Bronze endet, wurde im Jahr 1930 fertiggestellt. Vom originalen Projekt blieben nur die Apsis und die Kuppel erhalten, die nach ihrem Einsturz in nur acht Jahren wieder aufgebaut wurde. Au\u00dfen, an der linken Seite der Basilika, die zur Stra\u00dfe nach Assisi hin ausgerichtet ist, befindet sich der Brunnen Fonte delle 26 cannelle<\/strong>, der fast an der gesamten L\u00e4nge der Wand verl\u00e4uft und im Jahr 1610 von den Medici<\/em>, die ebenfalls gro\u00dfe Verehrer des Hl. Franziskus waren, in Auftrag gegeben wurde. In den Dekorationen, die abwechselnd die Wasserschnabel zieren, ist ein Schild mit sechs Kugeln als Relief zu erkennen. Dieses Symbol war das Wappen der Familie aus Florenz, mit dem sie in ganz Europa bekannt war.<\/p>\n Der Innenraum der Basilika, der sich vom Gegenst\u00fcck, der Basilica di San Francesco<\/strong><\/a>, unterscheidet, ist einfach und hager, nicht stark verziert, und passt so perfekt zu den Prinzipien der Franziskus-Regel. Die Kirche besteht aus drei Schiffen und jedes Seitenschiff beherbergt f\u00fcnf Kapellen, die als einzige Bereiche der Basilika mit Fresken und Dekorationen verziert sind, die im Laufe der Jahre von gottesf\u00fcrchtigen, adeligen Familien oder von \u00f6ffentlichen Einrichtungen in Auftrag gegeben wurden.<\/p>\n Die Porziuncola befindet sich genau in der Mitte der Basilika wie ein fester Kern, von dem alles ausgeht. In ihrem Inneren ist an der Wand hinter dem Altar eine Tafel zu finden, die Ilario da Viterbo 1393 gemalt hat, und die von den Streitigkeiten um den Perdono d\u2019Assisi berichtet. Die Geschichte, die wie bereits erw\u00e4hnt mit der ruhmreichen Verk\u00fcndigung vor tausenden Menschen endete, begann in Wirklichkeit in einigen Metern Abstand von der Kirche, im Rosengarten<\/strong> eines an die Basilika angrenzenden Hofes. Dem Hagiographen zufolge wird die Vision, die Franziskus antreibt den Papst aufzusuchen, um ihn um den Ablass, den Perdono, zu bitten, wird durch eine gro\u00dfe und mysteri\u00f6se Versuchung vorweggenommen, die dem Heiligen begegnet, als er in einem Moment in das Gebet versunken war. Um nicht in die Falle zu geraten entkleidete er sich und warf sich in den Rosengarten, der sofort alle Dornen verlor. Noch heute hat die \u201eRosa Canina Asssiensis<\/em>\u201c, die in diesem Teil des Klosters w\u00e4chst, keine Dornen. Die Kapelle, die sich in der N\u00e4he des Rosengartens befindet und zu Ehren dieses wunderbaren Ereignisses errichtet wurde, enth\u00e4lt noch heute in einer unterirdischen Grotte die Balken, die Erz\u00e4hlungen nach die Kanzel formten, von der Franziskus den Perdono verk\u00fcndete.<\/p>\n Auch wenn sich an diesem Ort keine ber\u00fchmten Kunstwerke befinden, sind die Basilika und die Porziuncola eine einzigartige Erfahrung, die auch gemacht werden kann, wenn man sich nur die Geschichten und Personen vorstellt, die in \u00fcber einem Jahrtausend diese R\u00e4ume betreten haben. Von au\u00dfen und von innen k\u00f6nnen mit etwas Vorstellungskraft die Szenen der Menschenmassen, die die Kirche f\u00fcr den Perdono \u00fcberstr\u00f6mten, noch einmal erlebt werden; im Inneren der Kapelle der Porziuncola ist auch die Intimit\u00e4t der Weihung von Klara im zarten Alter von 18 Jahren wahrzunehmen, entbl\u00f6\u00dft und Gott hingegeben, w\u00e4hrend Franziskus ihr das Haar im Licht von schwachen und zitternden \u00d6llampen schnitt.<\/p>\n Als ob all das noch nicht genug w\u00e4re, h\u00e4lt die Basilika noch weitere \u00dcberraschungen bereit, die auf dem Weg zum Museum Museo della Porziuncola<\/strong> entdeckt werden k\u00f6nnen. Das Museum beherbergt einige Meisterwerke der katholischen und franziskanischen Kunst, beginnend beim sehr alten Kreuz von Giunta da Pisano<\/strong><\/a>, das auf das Jahr 1236 zur\u00fcckgeht und eines der ersten Kreuze ist, auf dem der Christus leidend<\/em> und menschlich dargestellt ist, im Gegenteil zum vorherrschenden Stil dieser Epoche \u2013 mit griechisch-byzantinischer Inspiration \u2013 des selbst zum Zeitpunkt seiner Kreuzigung ruhmreichen und triumphierenden<\/em> Christus. Giunta da Pisano<\/em> kann zusammen mit Cimabue<\/em> und Giotto<\/em> als einer der wichtigsten Erneuerer der mittelalterlichen Kunst angesehen werden, da er zu den Ersten geh\u00f6rte, die den Grundstein f\u00fcr die Kunst der Renaissance setzten. Unter den zahlreichen Kunstwerken und wertvollen Gegenst\u00e4nden befinden sich im Museum auch zwei bemalte Tafeln, auf denen jeweils der Hl. Franziskus dargestellt ist. Seine Geschichte wird dabei wie so oft mit einigen Mythen vermischt. Die erste Tafel stammt vom Maestro di S. Francesco, der auch viele Fresken im Inneren der Basilica di S. Francesco gemalt hat, und ist das \u00e4lteste Bild von Franziskus, das jemals gefunden wurde. Sie geht auf die Mitte des 13. Jahrhunderts zur\u00fcck. Urspr\u00fcnglich in der Cappella del Transito untergebracht, wurde das Kunstwerk Erz\u00e4hlungen zufolge auf derselben Tafel gemalt, auf der Franziskus geschlafen hatte und auf der auch sein letzter Atemzug erfolgte. Die zweite Tafel wird Cimabue<\/strong> <\/a>zugeordnet. Dies ist auf die au\u00dfergew\u00f6hnliche \u00c4hnlichkeit zum Portr\u00e4t des Heiligen zur\u00fcckzuf\u00fchren, das der Meister aus Florenz in der erhabenen unteren Basilika der Basilica di San Francesco malte und auf dem der Heilige so wahrheitsgetreu wie sonst nie dargestellt ist. Auch hier lassen Mythen darauf schlie\u00dfen, dass die Tafel der Deckel des Sarges war, in den der Leichnam von Franziskus zuerst gebettet wurde. In einem der sechs R\u00e4ume, aus denen das Museum besteht, befindet sich noch ein weiteres wichtiges Kunstwerk von Andrea della Robbia<\/em>: ein Altarretabel aus gl\u00e4nzender, glasierter Keramik, ungef\u00e4hr aus dem Jahr 1475, auf dem heilige Szenen und Geschichten von Franziskus dargestellt sind. Dazu geh\u00f6rt auch die Szene, in der der Hl. Franziskus im Wallfahrtsort La Verna Wundmale erh\u00e4lt. Geschichte, Kunst, Spiritualit\u00e4t und Mythos: das perfekte Rezept f\u00fcr ein einzigartiges Erlebnis.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Die kleine Kapelle Cappella di S. Maria degli Angeli alla Porziuncola, die im Inneren der Basilika noch zur G\u00e4nze erhalten ist, wurde der Tradition zufolge von vier Heimkehrern des Heiligen Krieges in der waldigen Ebene unterhalb Assisis, die als Cerretto della Porziuncola bezeichnet wird, errichtet. 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